Allein 20 Quellen füllen Mineralwasser ab – mehr als genug, um unseren Durst zu stillen, würde man denken.
Dennoch stammt annähernd jede zweite Flasche, die über den Ladentisch geht, aus dem Ausland. 41% waren es 2015 laut dem Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS). Die Importe haben sich seit 2007 um 87 Mio. Liter erhöht, während hierzulande laufend weniger produziert wurde.

«Es ist der Handel, der seit einigen Jahren immer mehr ausländische Wasser ins Sortiment nimmt», sagt Alois Gmür, Zentralpräsident des Verbands Schweizerischer Getränkegrossisten. Das habe dazu geführt, dass die Preise regelrecht erodiert seien.

In den Regalen von Coop und Denner finden sich ungefähr gleich viele ausländische wie hiesige Marken, wie ein ein Augenschein zeigt. Die Migros verkauft mehrheitlich Schweizer Wasser. «Grundsätzlich bestimmt die Nachfrage der Kunden das Angebot», erklärt eine Sprecherin von Coop. Diese seien sehr preissensitiv, griffen vor allem bei Aktionen zu. So vergeht kaum eine Woche ohne Halbpreis-Angebot einer Kette.

Mineralwasser zählt zu den Grundnahrungsmitteln, es lockt zuverlässig Kunden in die Läden. Getrunken wird seit Jahren ungefähr gleich viel, 115 Liter pro Kopf und Jahr.

Denner verneint, dass vor allem Billigwasser gefragt sei. Im Trend liegen laut einer Sprecherin vielmehr Evian oder Vittel, die zu den teureren im Sortiment zählen. Bei Coop sieht es ähnlich aus. «Marken wie Evian betreiben ein starkes Marketing und vermitteln einen bestimmten Lifestyle», erklärt die Sprecherin.

Marken aus Italien und Frankreich, wo 90% der Importe herkommen, kosten mit wenigen Ausnahmen 50 bis 95 Rappen je 1,5 Liter. Am günstigsten sind die Eigenmarken der Grossverteiler, allesamt aus Schweizer Quellen, mit 25 Rappen je 1,5 Liter.

Die steigende Zahl ausländischer Flaschen beeinträchtigt das Recycling. PET-Recycling-Betriebe müssten vermehrt Flaschen aussortieren, weil das Material zu schlecht sei, um neue daraus zu machen, sagt Jean-Claude Würmli, Geschäftsführer des Vereins PET-Recycling Schweiz: «Wir werden uns daranmachen, herauszufinden, von wem sie stammen.»

Heute können nur etwa 60% des PET für neue Flaschen verwendet werden. Der Rest werde zu Folien oder Ähnlichem verarbeitet und gehe dem Kreislauf verloren. Steigt der Anteil minderwertiger Flaschen, gefährdet das laut Würmli den Recycling-Zyklus.

Tiefer Ölpreis macht PET-Recycling unrentabel

Im Februar gingen bei Replanet die Lichter aus. Die Firma schloss im umweltbewussten Kalifornien 191 Recyclingbetriebe für Getränkeflaschen und -büchsen und kündigte 280 Mitarbeitern. Nicht, weil die Konsumenten weniger Gebinde retourniert hätten. Nein, der tiefe Ölpreis hatte das Unternehmen in die roten Zahlen gedrückt.

Für Getränkehersteller ist es nach dem Einbruch des Erdölpreises günstiger, Flaschen aus neuem PET zu fertigen, als rezykliertes Material zu verwenden. Auch in Europa gaben bereits Recyclingunternehmen auf, andere haben Kurzarbeit angemeldet. «Wenn die Situation noch länger anhält, wovon wir leider ausgehen müssen, werden noch mehr Betriebe schliessen», erklärt Jean-Claude Würmli, Geschäftsführer des Vereins PET-Recycling Schweiz (PRS).

Quellennachweis:

  • https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/standardmassenhaft-mineralwasser-aus-dem-ausland/story/28976861